Everybody's fucked in their own special way

Mittwoch, 28. Februar 2018

Warten auf den Sommer

 (Zugleich ein Beitrag für Frau Tonaris "Rost-Parade"-Projekt.)



Diesen Ständer für einen Sonnenschirm habe ich in Potsdam gesehen. Innen angerostet und verkratzt, im Winter kein schöner Anblick. Sobald es warm wird, kommt der Schirm dazu und alles sieht wieder wunderbar aus. Wollen wir mal hoffen, dass es uns ähnlich geht. 

Um hier nicht zu düster zu enden, spendiere ich ein bisschen Müll-am-Wegesrand-Rost kombiniert mit I see faces: Wir werden sicher alle so strahlen!

Dienstag, 27. Februar 2018

Verirrt

Ich kriege beruflich viele Einladungen zu Veranstaltungen, zu allen möglichen Themen. Zu den meisten gehe ich nicht hin, es gibt ja auch so genügend zu tun. Von einem Laden bekomme ich häufig glamouröse Einladungen zu Themen, mit denen ich nun gar nichts zu tun habe. Ich bin dort im Verteiler, weil dort eine Frau arbeitet, die überzeugt ist, dass wir vor Jahrzehnten mal Kollegen waren (ich kann mich nicht erinnern).

Letzthin bin ich mal zu so einer Veranstaltung gegangen, die lose etwas mit der Berlinale zu tun hatte. 

Jetzt weiß ich alles über die Finanzierung von Independent-Animationsfilmen.

Wer weiß, wann man's mal brauchen kann.


(zur Finanzierung dieses Animationsfilms siehe hier.)


Sonntag, 25. Februar 2018

Frostige Augen

So, kalt wird es. 

Ich kann die Aufregung nicht ganz nachvollziehen, hier gab es im Winter bislang nur ein bis zweimal Frost, das ist selbst für Berlin wenig. Der Kälte kommt auch zu einem Zeitpunkt, zu dem noch nichts ausgetrieben hat, damit wird es nicht ganz so katastrophal wie im letzten Jahr. Schließlich bedeuten sehr kalte Temperaturen auch, dass es weitgehend klar bleibt, das ist allemal besser als dieses Schmuddelwetter bei 5 Grad plus. 

Ich erinnere mich noch an die Winter im Allgäu. Am Abend hat man die Autobatterie ausgebaut und in den Hausflur gestellt, weil bei der Kälte ansonsten das Auto am nächsten Tag nicht angesprungen wäre. Wie viele Jeans hatte ich mit kleinen Löchern, die durch herausgelaufene Batteriesäure reingefressen wurden. Und immer meterhoher Schnee.

Ich vermisse das nicht. Und ich bin jedesmal begeistert, dass heutzutage Autos auch bei Kälte anspringen. (Sind die Batterien jetzt besser? Oder hatten wir damals einfach nur Batterien, die genauso erbärmlich waren wie unsere Autos?) 

Samstag, 24. Februar 2018

Dienstag, 20. Februar 2018

Drive-by shooting

Die Sonne geht jetzt kurz nach 7 Uhr auf und auf der Fahrt mit dem Schulbus kann man wieder mehr erkennen als nur dunkle Schatten und Gebäude. Irgendjemand hat auf den BVG-Fahrplan "bald", verziert mit Herzchen, geschrieben, und vielleicht ist das der einzig gültige BVG-Fahrplan, "bald", "um die Zeit kommt der Bus gern". Aber der Bus fährt weiter, man sieht alles nur kurz und verhuscht, keine Gelegenheit genauer hinzusehen oder gar ein Foto zu machen. Kein drive-by shooting also. 

Es geht vorbei an dem Quallen-Graffiti in der Binzstraße, das eine Qualle zeigt, die einen Joint raucht. Hier ergeben sich verschiedene Fragen, über die man auch den Rest der Busfahrt nachdenken könnte, wenn es nicht auf einmal wieder so viel zu sehen gäbe. Der Himmel ist wie eine Torte geschichtet, immer eine leicht türkise Lage, gefolgt von einer eher pupurfarbenen. An den Wänden stehen Wörter oder Buchstabenfolgen, die auch beim langsamen Vorbeigehen nicht zu entziffern wären. 

Das große Haus an der Brache: Jetzt im Tageslicht erkenne ich, dass nahe beim Giebel einige Isolierplatten fehlen und sich die Spatzen dort breit machen. Sie pfeifen den Frühling ein, ein Spatz behüpft mehrmals eine Spätzin, soweit man bei Spatzen überhaupt die Geschlechter unterscheiden kann (Hauptsache, die Tiere wissen es selbst). 

Auf einmal kommt sich der Beobachter selbst beobachtet vor. Ein erster Blick entdeckt nichts, beim zweiten findet sich der Spion im Fenster, der sich als Plüschtier tarnt. 

Es ist kalt, aber irgendwie wird's Frühling. 

Montag, 19. Februar 2018

Sonntagsbeschäftigung

Langsam wird es Zeit, das Gartenjahr vorzubereiten. Ich habe länger überlegt, wann ich in diesem Jahr die ersten Tomatensamen setzen soll. Letztes Jahr waren die Tomaten schon relativ groß und man konnte sie nicht nach draußen bringen, weil es noch zu kalt war. Ein Grundproblem ist auch, dass die Tomaten viel zu hoch wachsen, wenn sie nicht genügend Sonne bekommen. Tomaten, die drei Meter hoch sind, aber die erste Blüte erst auf zwei Metern haben, sind auch nicht richtig sinnvoll. Mit viel Sonne ist in Berlin aber auch beim schönsten Fensterplatz erst später zu rechnen, deswegen kommen die Tomaten dieses Jahr erst Ende des Monats dran. Idealerweise werden sie dann klein und robust. 

Allerdings ist es bereits höchste Zeit für die Chilis und Paprikas. Die habe ich heute schon eingesät, dazu habe ich auch wieder unser Indoor-Gewächshaus zusammengebastelt. Die erste Übung war, die Einzelteile in der Garage wiederzufinden. Als ich das geschafft hatte, habe ich erst mal das Laub vom Rasen gerecht, das nun schon viel zu lange rumliegt. Im letzten Herbst war ich nicht allzu gut zu Fuß, so dass einiges an Arbeit liegen geblieben ist. Während des Rechens fällt mir auf, dass meine linke Hand blutverschmiert ist. Ich kann mich zwar nicht erinnern, wo ich mich gerissen habe und finde auch keine Wunde, das Blut fließt aber nur so (von den Fingern, nicht vom Handteller, also keine Stigmata). Ich mache also ein bisschen weniger als geplant und pflanze dann die Paprikasamen. Als ich das Indoor-Gewächshaus aufstelle, fällt mir auf, wo ich mich gerissen habe: Die Drahtzwischenböden haben messerscharfe Kanten, an denen man sich die Finger aufschneiden kann. Wenn man kalte Finger hat, merkt man das zuerst gar nicht. 

Mal sehen, wie viel von den Chilis und Paprikas kommt, das sind ja traditionell zickige Pflanzen. Falls die aufgehen sollten, kann ich sie aber schon in das Gewächshaus stellen. Dort haben auch bislang meine Olivenbäume und meine Zitrusbäumchen den Winter gut überstanden. 

Im Gemüsebeet findet sich auch noch einiger Rosenkohl, Spitzkohl, Weißkohl und sogar Brokkoli. Der Brokkoli sieht allerliebst aus, ist allerdings winzig. Aber das ist gegenüber den letzten Jahren auch schon ein Fortschritt. 

Donnerstag, 15. Februar 2018

Wenn einem der Kakao nicht geschmeckt hat...

Zerschmissene Kakao-Flaschen sind eine Neuheit in der Invalidenstraße. Vielleicht hat einer derjenigen, die sonst die Bier- und Weinflaschen zerdöppern zu fasten begonnen?

In nächster Nähe der Flasche waren aber noch: Von Straßenbahn überfahrenes Elektrogerät (ich konnte nur die herausgekullerten Batterien und das zerschmetterte Gehäuse sehen, keine Ahnung, was es war) sowie eine tote Taube neben einem geheimnisvollen schwarzen Behältnis. 

Vielleicht sind hier also noch ganz andere Dinge im Gange.

Mittwoch, 14. Februar 2018

Wohnungsauflösung in der Wollankstraße



(Eigentlich genug Kram für einen Stand auf dem Arkonaplatz-Flohmarkt. Das ist aber alles zu vintage-vintage für einen typischen Florakiez-Hipster-Haushalt. Was wohl einmal in dem Käfig war? Ich möchte mir vorstellen, dass hier jemand seinen Troll eingesperrt hat.)

Dienstag, 13. Februar 2018

Geht so Tagebuchbloggen?

Nach der ersten Nacht wieder im Berliner Bett bin ich um sechs Uhr aufgewacht, weil die Flugzeuge gar so laut waren. Da dachte ich mir schon, dass es über Nacht geschneit haben muss. Ein früherer Nachbar, Ingenieur, hat mir vor Jahren mal versucht zu erklären, dass der Schall umso lauter wäre, je höher die Luftfeuchtigkeit sei, so dass die Flugzeuge im Sommer besonders laut klängen. Irgendwie war ich am Samstag deswegen überzeugt, dass der Radau vom Schnee kommen müsste. Wie manche Gedanken, die man kurz nach dem Aufwachen hat, wird dieser auch nicht besser, wenn man ihn dann halbwegs wach ausformulieren will. 

Am Nachmittag, der Schnee war schon wieder geschmolzen, ging ich mit einem Paket zur Paketannahmestelle und die Luft war für einen Moment so lau wie an einem Frühlingstag, man sah auch ein bisschen Blau am Himmel. Viel zu früh, eigentlich. Sofort dachte ich mir, dass ich ja dann anfangen könnte, den Garten etwas aufzuräumen, den Spreizer zu holen und das alte Laub zusammen zu rechen, die doofe Vogelmiere* vom Kartoffelhügel zu jäten. Als ich zurück kam, immer noch mit Paket, weil das nach Aussage des Paketannahmestellenbetreuers nicht "gerade genug" war und sein Chef ihn sonst "zur Sau machen würde", war aber das laue Lüftchen wieder weg, es war wieder grau und der Wind kalt, also setzte ich mich nur aufs Sofa und Laub und Vogelmiere sind immer noch da.


*Es ist meine Ambition, dass hier im Blog niemals "Vogelmiere" steht, ohne dass vorher ein "doofe" kommt. Gerade habe ich nachgeprüft, anders als ich gedacht habe, schreibe ich häufig über die Vogelmiere ohne beleidigendes Adjektiv. Was ist da falsch gelaufen? Die Google-Suche "doofe Vogelmiere" findet (bislang) ganz ohne AiP statt.

Sonntag, 11. Februar 2018

Zurück in der Stadt mit ihren Rätseln


(Die Wetterkarte ist heute etwas undeutlich: Ich glaube nachts ist mit grünlichem Moosbefall zu rechnen.)


(Ein Seepferdchen will mir die Krone des Königs der Wollankstraße überreichen, aber ich lehne nazürlich ab.)

Samstag, 10. Februar 2018

Autowäsche



(Alle fünf Jahre, obses braucht oder nicht. Als Kind fand ich Autowaschanlagen sehr aufregend.)


Donnerstag, 8. Februar 2018

Schloßgeschichten

Auf der Fahrt ins Allgäu kurz vor Ingolstadt noch einmal einen Abstecher in den Heimatort meiner Großeltern mütterlicherseits gemacht. Sie sind schon lange tot, ich war vor über 10 Jahren das letzte Mal dort. In dem Dorf gibt es ein Schloß, auf dem meine Großeltern bis 1960 gearbeitet haben, sie hatten dort in den Dreißiger Jahren als Knecht und Magd angefangen. Der Besuch war dann auch Anstoß meine Mutter, die auch ihre Jugend auf dem Schloß verbracht hat, über die damalige Zeit und Arbeit zu befragen. Harte Zeiten damals.

Ein ganz anderes Schloß haben wir uns dann im Allgäu angesehen, ich wollte gerne einmal in die Berge. Neuschwanstein ist ja wirklich eine Monstrosität, aber der deppat Ludwig hat sich schon einen schönen Fleck dafür ausgesucht.


Mittwoch, 7. Februar 2018

Lob der Brieffreunde

Zuhause gab mir mein Vater drei Postkarten, die ich 1979 bekommen habe. Auf dem Dachboden ist noch ein Koffer mit Briefen aus der Zeit, die drei Postkarten illustrieren meine damalige Korrespondenz aber auch schon ganz gut.

Die finnische Brieffreundin. Die Postkarte ist durchaus repräsentativ, da wir beide kaum englisch konnten, blieben die Briefe eher kurz. Write soon. Sie hat mir mal zum Geburtstag einen Brieföffner mit Stahlklinge geschickt, der hier wohl unters Waffengesetz fällt.

Der Schulfreund. Offenbar hatte ich ihm aus dem Urlaub einen Brief geschrieben und er antwortete. Da wir immer im Bayerischen Wald im Urlaub waren, wo nichts los war, blieb einem nicht viel anderes übrig, als Briefe zu schreiben.

Der Krimiklubfreund. Irgendwie war ich Mitglied in einem ???-Klub und man schrieb sich gerne. Alle wollten Verbrechen aufklären, aber es gab ja keine (erst später, so ab 15 stieg die Kriminalitätsrate, dann hatte man aber aus verschiedenen Gründen an der Aufklärung kein Interesse mehr).

In knapp 40 Jahre  wird sich niemand seine heutigen E-Mails mehr ansehen. Ich gebe zu, dass der Informationswert der damaligen Postkarten auch nicht besonders groß ist. Aber sie haben mich noch einmal in die damalige Zeit versetzt.

Montag, 5. Februar 2018

Auswärts

Ich mache mal eine Pause von der Invalidenstraße und bin ein paar Tage im Allgäu. Gebloggt wird weiter, ich hab ja sonst nix gelernt. Der gewohnte Rhythmus kommt aber gegebenenfalls etwas durcheinander wegen kein WLan und Ledertop und Laphose.



(Für Kurzentschlossene lässt sich ein Meet-and-Greet beim Mindelheimer Umzug zum Gumpigen Donnerstag organisieren.)

Sonntag, 4. Februar 2018

Planungen

So langsam wird es wieder Zeit, ans Gemüse zu denken. Zwar schneit es gerade, aber die Tomatensamen müssen spätestens Ende Februar in die Erde (für Chilies und Paprikas bin ich wie üblich schon zu spät dran, die kümmern dann wieder bis Ende Oktober herum und wenn es dann zu kalt wird, kommen die ersten Früchte).

Ich habe wieder Sämereien bestellt, eher zurückhaltend, aber es liegt ja noch reichlich aus den letzten Jahren rum und ich habe auch wieder ein paar neue Sorten geschenkt bekommen. Derzeit bin ich noch entschlossen, im Wesentlichen bewährte Sorten zu ziehen, mal sehen, wie lange der gute Vorsatz hält. Die Sortenübersicht sieht derzeit so aus:

Wie jedes Jahr: Wer auch Tomatensamen haben will, meldet sich in den Kommentaren, mit Hinweis auf gewünschte Formen und Farben. Ich schicke gerne Briefchen.

Freitag, 2. Februar 2018

Bedeutende Dienstreisen (37)

Die erste Flugreise im neuen Jahr. Am Wochenende hatte ich einen komischen Thriller mit Liam Neeson gesehen, bei dem Terroristen ein Loch in ein Flugzeug gesprengt haben, aber es bleibt bei der gewohnten Wurschtigkeit beim Fliegen. Störender als mögliche Unglücksfälle finde ich, dass ich wieder mal vor fünf Uhr aufstehen muss. 

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Schön ist es allerdings, wieder einmal am Sonnenaufgang entlang zu fliegen. Wieder flüssiges Gold am Himmel, die wirklich intensiven Farben eines Sonnenaufgangs über den Wolken lassen sich auf den Fotos ja leider nicht auffangen. Später dann Risse in der Wolkendecke, manchmal wie Seen, die Lichter einzelner Orte glitzern durch die Wolken wie Glut eines fast erloschenen Lagerfeuers. Ich versuche mir vorzustellen, was einer der klassischen Dichter geschrieben hätte, hätte man ihn mal auf so einen Flug ein paar Meilen über der Erde geschickt. Jean Paul hat ja über die Montgolfiere geschrieben (ich finde, was ja schon beachtlich genug ist, im Internet nur seine Bemerkung über die Blindheit: Wie ein Mensch in einer Montgolfiere hoch über den Wolken, höret der einsiedlerische Blinde nur Stimmen herauf, aber die verwirrende, bunte Gegenwart, die niedrigen, die verhaßten und hassenden Gestalten und die voll Narben und Wunden stehen drunter unter seinem dichten Gewölk.), vielleicht stecken in seinem Buch über den Luftschiffer Giannozzo (das ich nicht kenne) Wolkenbeschreibungen einer Zeit, die noch nicht von allem gelangweilt war. Gab es irgendeine künstlerisch befriedigende Würdigung der Flugzeuge (außer dem futuristischen Dreck des ersten Weltkriegs)? Fragen, über Fragen, die ich mir im Flugzeug aber gar nicht stelle, weil ich mit meinem Frühstück beschäftigt bin: Zwei Scheiben Brot mit Käse, Wasser und eine Schokowaffel.

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In Stuttgart werde ich von Sonne begrüßt, wenn auch nur kurz. Auf dem Bahnsteig kommt mir eine junge Frau entgegen, die während sie läuft in einem Buch liest, das "Die Gesetze der Gewinner" heißt. Schon anders als in Berlin. In der S-Bahn stehe ich neben zwei Leuten auf dem Weg zur Arbeit und erfahre erschreckendes über den Sicherheitsbeauftragten des Betriebes für den sie arbeiten. Und, das muss auch einmal gesagt werden, was die mit dem Jungen von Stefan Kipper bei Beiersdorf so machen, das ist aber auch nicht in Ordnung! Voll neuer Erkenntnisse steige ich also am Hauptbahnhof aus. 

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Man kann es sich ja kaum vorstellen, aber verglichen mit einigen Teilen von Stuttgart sieht Berlin ja richtig schnieke aus. 

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Ich warte in einem Büro auf den Abmarsch zur Sitzung, da kommt eine weitere Teilnehmerin dazu, die einen Pappbecher mit Pina Colada trinkt, weil ihr Kaffee in der Früh zu viel sei. Ich denke mal, dass es wohl auch alkoholfreie Pina Colada gibt, traue mich aber nicht zu fragen. Wenn ich noch Hochprozentiges trinken würde, wäre das ja wirklich mal eine Aufgabe für die Berliner S-Bahn oder Straßenbahn: Mit dem Pappbecher-Cocktail zur Arbeit. 

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In der Sitzung wird ein Thema heiß diskutiert. Einer, der nicht teilnehmen kann, hat eine E-Mail zum Verlesen versandt. In der E-Mail finden sich zahlreiche Beschimpfungen, "Betonköpfe" und "Ewiggestrige" sind noch die harmlosesten. Ich finde das wirklich rührend, das ist als hätte man bei einer Sitzung einen Brief von Kapitän Haddock, den man verlesen kann. Eigentlich hätte ich das gerne jedes Mal. Kurz vor Schluss der Diskussion würde ich immer eine ausgedruckte E-Mail herausholen und sagen: "Kapitän Haddock hat noch einige Anmerkungen für Sie, er hat mich gebeten, die E-Mail vollständig und ungekürzt vorzulesen." 

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Beim Mittagessen schimpfen die Anwesenden über Stuttgart 21 und die zusätzlichen Kosten. Mir wird vorgeschlagen, mir doch das teuere Bauloch anzusehen. Ich sage, dass ich für so etwas nicht nach Stuttgart fahren müsste. Man kann sagen, was man will: Manchmal hat man es als Berliner einfach, Leute zum Lachen zu bringen.   

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Beim Flughafen auf dem Weg zum Gate muss ich meine Bordkarte vorlegen, der Angestellte legt sie unter den Scanner. Auf dem Display des Scanners steht "Elles Subbr". Normalerweise sieht man ja dort die Nummer des Tickets oder den Namen des Passagiers und ich sinniere noch kurz, was für ein Name das wohl sein könnte, aus welchem Land wohl der letzte Passagier kam. Da wird mir plötzlich klar, was der Vermerk zu bedeuten hat. 

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Ereignisloser Rückflug, das sind aber die besten. Beim Anflug über Berlin ist es schon dunkel, man sieht schon die Lichter der Stadt. Es gibt nur wenige, tiefe Wolken, was einen merkwürdigen Effekt ergibt: Die großen Straßen sind hell erleuchtet von den Scheinwerfern der Autos, wenn die Wolken über sie hinwegziehen, sieht das so aus, als würde das Licht pulsieren, als sei die Stadt ein merkwürdiges lebendiges Wesen mit leuchtenden Adern. 

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Der TXL-Bus kommt schnell und ist nicht überfüllt. An der Beusselstraße warte ich auf die Ringbahn. Ich sitze auf der Bank und höre Musik, neben mir steht in majestättischer Haltung eine junge Frau mit Koffer. Sie steht nahezu regungslos, den Blick, wie für ein Gemälde posierend, weit in die Ferne gerichtet. Als die S-Bahn kommt ist es nur ein Kurzzug und wir beide müssen eher unmajestätisch rennen, um noch rechtzeitig einzusteigen. 

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Zurück in Pankow.