Everybody's fucked in their own special way

Mittwoch, 16. Januar 2013

Sechs Monate

Dieses Blog gibt es nun seit sechs Monaten. Grund genug für mich, zwei Girlanden aufzuhängen und ein bisschen Rückblick zu halten (eigentlich müsste man ja warten, bis das Jahr voll ist, aber wer weiß, was bis dahin alles passiert).

Warum macht man so etwas? Ich hatte mir schon ein paar Jahre lang verschiedene Blogs angesehen und nachgedacht, ob ich nicht auch so etwas machen könnte. Ich habe früher einiges geschrieben, das ist aber seit meiner Berufstätigkeit vorbei. Gerne hätte ich mit einem Blog wieder damit angefangen. Grundproblem war allerdings, dass ich der Welt eigentlich nichts offenbaren will. Schlechte Voraussetzung für eine Internetpräsenz, will mir scheinen. 

Anfang Juli bot sich mir auf dem Weg zur Arbeit das Bild, das ich später als ersten Post unter der Überschrift "Berliner Frage und Berliner Antwort" einstellen sollte:

Ich hatte schon seit längerer Zeit mit meinem Handy Fotos von unserem Garten, Gemüse und kleinen Merkwürdigkeiten am Wegesrand aufgenommen und bis dahin regelmäßig mit kurzem Kommentar an meine Elektronische-Post-Freundin A. nach England geschickt (die ebenso regelmäßig Fotos an mich sendet, eines ihrer Erlebnisse ist in dem bislang meiner Meinung nach viel zu wenig beachteten Post "Squirrel Proof Peanut Dispenser" dokumentiert). Mir  wurde klar, dass mir diese Art von Posts tatsächlich sehr viel Spaß machen würden und dass das beschauliche Pankower Leben auch genügend Stoff für ein solches Blog ergeben würde. Daraus entwickelte sich dann relativ schnell das Konzept, das durch die Zeile "Irrelevantes von den Wegesrändern des kleinstädtischen Berlins" beschrieben wird. 

Frau Ackerbau meinte anfangs, dass man schon jeden Tag etwas einstellen müsse, ansonsten sei's ja langweilig, und ich habe mich an diesen Rat gehalten. Zum einen zwingt er einen dazu, regelmäßig für das Blog zu arbeiten ("wichtigere" Dinge gibt es ja immer, wenn man zwei Kinder hat und beruflich eingespannt ist), zum anderen hat dieses kurze, episodische Veröffentlichen für mich einen gewissen Reiz. Allerdings wäre für mich die Grenze, wenn ich Posts veröffentlichen müsste, die aus meiner Sicht reines Füllmaterial wären (so merkwürdig es klingen mag, jeder der bislang veröffentlichten Posts hat - so unbedeutend der Anlass auch sein mag, so unscharf das Handyfoto auch sein mag - zumindest für mich mindestens einen Aspekt, der ihn mir besonders ans Herz legt). Keine Ahnung, wie lange ich diesen Rhythmus noch durchhalte. Allerdings gibt es ja ab Frühjahr wieder mehr vom Garten und dem Gemüse (Kartoffeln! Kartoffeln!) zu berichten, da wird der Stoff erst mal nicht ausgehen und der Blogtitel wieder etwas mehr zutreffen. 

Mich freut es auf jeden Fall, dass ich nach langer Zeit mal wieder meine kreative Ader etwas mehr ausleben kann. Die Zeit, die ich für das Blog brauche, ist im Wesentlichen die, die ansonsten mit unproduktiven Dingen verbracht worden wäre. Außerdem bin ich jeden Tag lange zu Fuß oder mit S-Bahn unterwegs, da hat man Zeit zum Nachdenken (manchmal sogar mehr als im Fahrplan steht).

Besonders schön ist, dass ich über das Blog viele nette Leute kennen gelernt habe, und hinter diesen Leuten steckt ja meist auch ein anderer Blog, so dass man so manche neue Entdeckungen machen kann. Ich freue mich natürlich besonders über die fleißigen Kommentatorinnen. Insgesamt sind meine Erwartungen an die Zugriffsraten eher gering (was soll man schon erwarten, wenn man sich explizit um Irrelevantes kümmern will?), aber es wäre schon schade, wenn man vollkommen ohne Publikum wäre. Insgesamt finden mehr Leute den Weg auf diese Seite als ich mir eigentlich erklären kann. Allen regelmäßigen und nicht so regelmäßigen Gästen ein großes, großes Dankeschön! 

Ist das Unterfangen ein Erfolg? Das lässt sich ja eigentlich nur beurteilen, wenn man sich ansieht, was das Ziel des Ganzen war. Ziel war es, Kram über Gemüse und Unkraut ins Internet zu stellen. Das ist offensichtlich gelungen. Allerdings ist es schon ein bisschen bedenklich, dass Leute, die sich ernsthaft über Hopfen oder Stechapfel informieren wollen, von Google regelmäßig auf dieses Blog gespült werden.

Das ganz persönliche Fazit: Alles in allem ist ein Blog jedem zu empfehlen, der eine Midlife Crisis hat, aber zu feige zum Motorradfahren ist.

Auf die nächsten sechs Monate!

4 Kommentare:

  1. Okay, bin die nächsten 6 Monate dabei!

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  2. Das ist gut, dann sind wir schon zu zweit

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  3. ...naja, du hättest ja auch segeln lernen können oder mit Golf spielen anfangen (statt Motorrad fahren) ...aber Unkraut und Irrelevantes ist als Kompensation für Midlife-Crisis schon sehr ungewöhnlich - ich behalte dich im Auge ;))
    Skål auf die nächsten 6 Monate!
    Kathrin

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    1. Hmm, ich fürchte, mir macht es tatsächlich mehr Spaß, die Welt mit verwackelten Handyfotos von Berliner Straßendreck zu quälen.... Ich kannte aber auch einige Leute, die aus ähnlichen Erwägungen einen Motorbootführerschein gemacht haben - das endete nie gut....
      Tack så mycket! Andreas

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